Traumpartner

Hagen van Tronje
Traumpartner
aus der Reihe: Love'n'crime & nette Nachbarn
Kurzgeschichten, 2018
75 Seiten
7,00 Euro (zu bestellen unter:
info@zwiebelfischverlag.de

Er war immer so freundlich ...

... er grüßte auch, und man konnte angenehm mit ihm plaudern. Wir wohnten Wand an Wand, viele Jahre lang. Ich kann gar nicht glauben, wovon Sie da reden, was geschehen sein soll. Sind Sie sicher, dass wir von ein und derselben Person reden?

 

„Gibt es dich?
Eine, die zufrieden ist mit mir.
Falls ich dich je finden sollte,
dann verriegle ich die Tür.“

Bushido in „Gibt es dich“

Eine von sieben Kurzgeschichten:

Traumpartner

Es gibt Tage, die wurden nicht dafür erschaffen, dass man auch nur einen Fuß aus der Wohnungstür setzt. Bei Missachtung der Fingerzeige, die das Schicksal als Warnung bereithält, drohen Abstürze der übelsten Art. Es sei denn, man schafft es rechtzeitig, ins nächstgelegene Café einzukehren, um dem wahn-sinnigen Treiben der Welt durch die Sicherheit einer zentimeterdicken Fenster-scheibe zuzusehen, während man einen Irish Coffee nach dem anderen schlürft.

An diesem Tag jedenfalls steckte mir schon beim Erwachen der Finger des Schicksals senkrecht in der Stirn. Ich wusste sofort, dass es keinen Sinn ergab, dem Bett Lebewohl zu sagen. Doch es stand ein Problem im Raum, das meine Frau auf den Plan rief.

„Unsere Leitung ist zusammengebrochen. Wir können weder telefonieren noch ins Internet.“

„Braucht man das alles zum Leben?“, erwiderte ich mit schwacher Stimme.

„Wenn man daran gedacht hat, die Rechnung für das Bett zu bezahlen, in dem du liegst, dann nicht.“

„Morgen ist auch noch ein Tag.“

„Wenn man Verzugszinsen zahlen möchte, dann schon.“

„Verzugszinsen? Haben wir heute den Zwölften?“

„Allerdings.“

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Schuldbewusst zog ich mich an und schloss die Wohnungstür hinter mir. Lang-sam lief ich durch die Straßen, mit einem unsicheren, flauen Gefühl im Bauch. Auf dem Weg zur Bank kreuzten mehrere Cafés meinen Weg. Zwei Mal war ich knapp davor einzukehren. Doch ich wollte keinen Stress, weder mit der Möbel-firma und schon gar nicht mit meiner Frau.

Im Schalterraum der Filiale herrschte Totenstille. Mehrere Leute lagen, unregelmäßig verteilt, bäuchlings auf dem Boden, die Stirn gegen das Linoleum gedrückt und die Arme seitwärts neben dem Körper. Nur zu meiner Rechten saßen zwei Leute. Dort waren, um einen Tisch herum, ein Sofa und mehrere Stühle so gruppiert, dass sie ein Separee bildeten, wie es zu Beratungsgesprächen benutzt wird. Auf einem der Stühle saß der Bankangestellte, während ihm gegenüber auf dem Sofa eine Frau Platz genommen hatte. Deren Körperfülle brachte die Nähte ihres geblümten Sommerkleides fast zum Platzen. Beide hatten ihre Unterarme auf dem Tisch verschränkt und die Köpfe so darauf gelegt, dass ihre Augen auf die Holzmaserung der Tischplatte gerichtet waren. Ein leises Schluchzen lag in der Luft wie das Quietschen eines rostigen Scharniers. Dazu bewegte sich der massige Körper im bebenden Rhythmus auf und nieder. Die einzige aktive Bewegung ging von der Kassiererin aus. Sie pendelte zwischen einem offen stehenden Tresor an der Wand und dem Schaltertisch hin und her, auf dem eine weiße Plastiktüte lag. Dort stopfte sie alles hinein, was sie aus dem Tresor holte. Bei meinem Eintreten hatte sie kurz den Blick gehoben und mich angesehen. Warnend? Ängstlich? Nun, ich registrierte lediglich, dass sie noch recht jung war, während sie sich wieder dem Tresor zuwandte. Bevor ich begriffen hatte, dass etwas nicht stimmte, befand ich mich bereits in der Mitte der Filiale.

Mein Blick blieb am Profil der Gestalt hängen, die vor dem Schaltertisch stand. Sie sah gespenstisch echt aus, eben so, wie man das aus Filmen kannte. Unter der roten Strumpfmaske, die sie über den Kopf gezogen hatte, befand sich ein Barrett, das offenbar dazu gedacht war, die Lockenpracht im Zaum zu halten. Ein vergeblicher Versuch, denn das Haar quoll trotzdem hervor und wurde, soweit ich das sehen konnte, durch das feinmaschige Material an die Wangen gepresst. Den Körper verhüllte ein schwarzer Overall aus Leder, eine Motorradkluft. Undeutlich erinnerte ich mich an die große Honda-Maschine, die unmittelbar neben dem Eingang der Bankfiliale abgestellt worden war. An ihrem Lenker hatten zwei schwarze Helme gehangen.

Trotz des Overalls waren die weiblichen Formen darunter unverkennbar. Auch die Haltung der vorgestreckten, leicht gekrümmten rechten Hand, ließ auf eine Frau schließen. Aber was ragte da aus der Hand heraus? Für das Ende eines Pistolenlaufs sah es ein wenig dick und unförmig aus. Aber was sollte es sonst sein?

Langsam sickerte die Erkenntnis zu mir durch. Ich war in einen Überfall hin-eingeraten. Aber die Frau mit der Strumpfmaske hatte mich noch nicht bemerkt. Diesmal schlossen sich die Drähte in meinem Kopf schneller kurz: Wenige Schritte zu meiner linken Seite, hinter einem Mauervorsprung, befand sich eine Tür mit dem grünen Notausgangs-Schild. Ich musste nur leise und unauffällig dort hinüber, die Bankfiliale verlassen, zur anderen Straßenseite gehen und von dort aus per Handy die Polizei verständigen.

Ich setzte mich in Bewegung und hatte meine Hand bereits auf die Klinke gelegt, um sie nach unten zu drücken, als es an meinem Ohr klickte. Gleich darauf drückte sich etwas Kaltes, Metallisches gegen den Hals. Der Schock raste durch meinen Körper und verwandelte das Knochenmark in Metallstangen. Ich konnte mich nicht mehr rühren.

„Hören Sie mir genau zu“, sagte eine verzerrt klingende Bassstimme. „Sie legen sich jetzt wie alle anderen mit dem Gesicht nach unten auf den Boden.“

In diesem Augenblick drehte sich die Frau mit der roten Strumpfmaske herum. Sie sah gespenstisch und faszinierend zugleich aus, wie ein Alien.

„Was guckst du hierher?“, zischte die Stimme hinter mir. „Pass auf, dass sie alle Scheine einpackt und den Alarmknopf in Ruhe lässt!“

Die rote Strumpfmaske wandte sich aufreizend langsam wieder um.

„Und sag ihr, dass sie sich beeilen soll! Avanti, Avanti!“

Die Kassiererin blieb bei den bedächtigen Bewegungen, mit denen sie die Scheine in die Plastiktüte hineinstopfte, während die Frau im Overall weiterhin ohne Kommentar ihre Hand mit der Pistole auf sie gerichtet hielt.

„He“, bellte die Stimme hinter mir, „bist du taub? Sie soll nicht trödeln!“

„Ich habe hier alles im Griff.“ Der Kopf mit der roten Strumpfmaske wandte sich in unsere Richtung und deutete nickend auf mich. „Aber was ist mit dem Typen? Sollte der sich nicht hinlegen?“

„Sag du mir nicht, was ich zu tun habe!“ Die Stimme überschlug sich und der Druck der Waffe an meinem Hals wurde stärker. „Hast du mitgezählt? Vielleicht versucht sie, uns zu bescheißen.“

„Quatsch. Ich seh‘ doch, wenn der Tresor leer ist.“

„Da sind doch ein paar Scheine auf den Boden gefallen!“

Die Frau mit der roten Strumpfmaske winkte ab. „Alles landet in der Tüte.“

„Du hast sie nicht im Blick.“

„Dafür dich.“

„Mich brauchst du nicht zu kontrollieren.“

„Doch, du scheinst nämlich nervöser als die Kassiererin zu sein.“

„Ha, ich bin die Ruhe in Person…“

„Ich muss auf die Toilette.“ Ein schriller, hysterischer Ton hing plötzlich in der Luft. Die dicke Frau am Beratungstisch hatte sich aufgerichtet. Das kurze, dunkle Haar stand ihr wirr vom Kopf ab, der Blick war glasig und das Gesicht voller roter Abdrücke. „Ich muss ganz dringend. Jetzt. Sofort.“

„Halts Maul“, schnauzte der Typ hinter mir, „und runter auf den Tisch!“

Die Dicke schüttelte den Kopf, heftig wie ein kleines Kind. „Nein, nein, nein! Ich muss unbedingt … ich will … hier … raus.“

Sie röchelte. Das Gesicht verfärbte sich und die Augen schienen ihr aus den Höhlen zu springen. Mit einer verzweifelten Geste griff sie sich an den Hals.

„Es ist …“, japste sie, „es ist … so … stickig hier … ich … brauche … frische … Luft …“

„Soll ich vielleicht einen Wagen bestellen?“, höhnte der Typ. „Einen mit Chauffeur, der dich nach Hause bringt?“

„Jaja, das wäre sehr nett.“

„Vergiss es! Du willst uns nur die Bullen auf den Hals hetzen.“

Die Dicke schnaufte und rang die Hände. „Ich werde niemandem etwas von Ihnen erzählen, wenn Sie mich laufen lassen, verstehen Sie? Mein Mund wird wie versiegelt sein.“

„Wie lange willst du dir das Gejammer noch antun?“ Die Frau mit der roten Strumpfmaske hatte sich endgültig von der Kassiererin abgewandt. Keiner der am Boden liegenden Leute wagte es den Kopf zu heben. Auch der Bankberater rührte sich nicht.

„Ich muss … unbedingt … aufs Klo“, quengelte die Dicke erneut.

„Kriegst du das geregelt?“, fragte die Frau mit der roten Strumpfmaske.

„Kümmere dich lieber darum, dass das Geld in die Tüte kommt.“

Der Lauf der Waffe löste sich von meinem Hals. Einen Augenblick später konnte ich den Kerl zum ersten Mal sehen. Er war groß und schwer und trug wie seine Partnerin einen schwarzen Lederoverall. Über den Kopf hatte er ebenfalls einen Strumpf gezogen, einen braunen, feinmaschigen aus Nylon. Mit wenigen ausgreifenden Schritten erreichte er den Beratertisch und baute sich in seiner ge-samten Größe vor der Dicken auf.

Die aber sorgte für eine faustdicke Überraschung, als sie wie ein Gummiball nach oben schnellte und dem Kerl ihren Kopf in den Bauch rammte. Der klappte verdutzt in sich zusammen. Im Fallen erwischten ihn die spitzen Fingernägel der Dicken, die mit den Armen durch die Luft ruderte und zerrissen den schützenden Kokon aus Nylon. Darunter kam ein Bulldoggengesicht zum Vorschein, das von alten Aknenarben übersät war. Gleichsam mit seinem Körper polterte die Waffe auf den Boden und rutschte über das Linoleum. Die Dicke allerdings nutzte ihre Chance nicht. Sie steuerte in ihrem prall gefüllten, bunt bedruckten Kleid irre kreischend und mit schlingernden Bewegungen auf die Ausgangstür der Bank-filiale zu - ein weites Blumenfeld, das durch einen Erdrutsch außer Kontrolle geraten war.

Die Frau mit der roten Strumpfmaske stieß sich vom Tresen ab. Auf ihrem Weg hob sie die Waffe ihres Partners auf und verstaute sie in der Seitentasche des schwarzen Overalls. Dabei lief sie ganz dicht an mir vorbei. Das wäre die Ge-legenheit gewesen, in das Geschehen einzugreifen. Doch ich blieb weiterhin starr auf meinem Platz mitten im Schalterraum stehen, unfähig, meinen Platz zu verlassen oder mich einfach nur in Sicherheit zu bringen.

Die Kassiererin hatte ihre Wanderung zwischen Tresor und Plastiktüte unterbrochen. Sie sah abwechselnd auf den am Boden liegenden Kerl und zur Frau mit der roten Strumpfmaske, die auf Kollisionskurs mit der dicken Frau war. Einen kurzen, sichernden Blick warf sie auch in meine Richtung. Da ich jedoch ganz offensichtlich nicht zu den Bankräubern gehörte, wandte sie sich wieder ab, bückte sich und langte nach unten. Gleich darauf kam sie wieder hoch und fuhr fort, Geldscheine in die Plastiktüte zu stopfen als wäre nichts geschehen. Ich hoffte inständig, dass ihre Anstrengungen dem Alarmknopf ge-golten hatten.

Die Frau mit der roten Strumpfmaske war unterdessen bei der Dicken angelangt. Sie streckte eine Hand aus und drückte den Lauf ihrer Waffe in den wulstigen Nacken. Es zischte, ein Lichtbogen blitzte auf, gefolgt von einem langgezogenen, hysterischen Schrei. Die dicke Frau drehte sich um die eigene Achse, während ihre Körpermassen wie in Zeitlupe, doch unaufhaltsam dem Boden entgegen strebten. Am Ende blieb sie leise wimmernd liegen, direkt vor der Eingangstür der Bankfiliale. Die Frau mit der roten Strumpfmaske sah ihrem Partner entgegen, der wieder auf den Beinen stand. Noch immer angeschlagen, kam er heran und trat der Dicken in die Seite.

„Drecksau“, zischte er, „fettes Miststück!“

„He, lass das sein!“, rief die Frau mit der roten Strumpfmaske scharf.

„Sag du mir nicht, was ich zu tun und zu lassen habe!“, erwiderte er und setzte erneut zu einem Tritt an.

„Besser, du hörst sofort damit auf!“

Es waren nicht die Worte, die den Kerl innehalten ließen. Verblüfft starrte er auf die Hand, die auf ihn gerichtet war.

„Ich fass es ja nicht“, sagte er, „du bedrohst den wichtigsten Menschen in deinem Leben!“

„Irrtum. ICH bin ab jetzt der Maßstab für DICH! Und ich lege fest, dass es Zeit für uns wird von hier zu verschwinden.“

„Ist der Tresor schon leer?“

„Spielt keine Rolle. Wir begnügen uns mit dem, was jetzt in der Tüte drin ist. Los, komm mit!“

Sie gingen an mir vorbei, würdigten mich jedoch keines Blickes.

„Im Übrigen“, fuhr die Frau mit der roten Strumpfmaske fort, „ist dein Gesicht zu sehen.“

„Ja und? Wo liegt das Problem?“

„Man wird dich identifizieren können.“

„Kann dir doch egal sein.“

„Im Grunde schon. Trotzdem, zieh dir jetzt bitte den Strumpf über, den wir als Reserve mitgenommen haben. Sonst kann man schnell die Verbindung zu mir ziehen, wenn du geschnappt wirst.“

„Siehst du? Du denkst immer nur an dich! Ich bin dir doch vollkommen schnuppe. Stülp‘ dir den Strumpf selbst übern Kopf… “

Er verstummte, und auch seine Partnerin wandte sich dem Eingangsbereich zu. Die Kassiererin hatte ebenfalls jede Bewegung eingestellt und blickte erwar-tungsvoll zur Tür. In der Ferne waren Sirenen zu hören, die sich rasch näherten.

„Kommen die schon wegen uns?“, flüsterte der Kerl und bekam runde Augen.

„Wie auch immer, nimm die Tüte und dann nichts wie los.“

„Wieso ich? Ich muss fahren.“

„Begreifst du nicht, dass es ernst wird? Dass wir uns beeilen müssen?“

Sie drehte sich um, angelte nach der Plastiktüte und drückte sie dem Kerl gegen die Brust. Der fasste nur halbherzig zu, so dass ihm die Tüte aus der Hand rutschte. Als er erneut zupackte, erwischte er nur eine Ecke. Im nächsten Augen-blick riss die Tüte von oben bis unten auf. Bunte Scheine flatterten geräuschvoll durch die Luft, und zum ersten Mal kam Bewegung in die am Boden liegenden Körper. Nur das Pärchen starrte entgeistert auf den üppigen Geldteppich, der sich ringsum bildete. Wie auf einen lautlosen Befehl hin ließen sie sich auf die Knie fallen und versuchten, die Scheine einzusammeln, um sie in die Taschen ihrer Overalls zu stopfen. Das Sirenengeheul unmittelbar vor der Tür ließ sie abrupt innehalten.

„Du bist schuld!“, kreischte die Frau und versuchte, noch immer kniend, dem Kerl zwischen die Beine zu treten. „Du hast es versaut!“

„Was?“, brüllte der Kerl und drückte ihr einen Finger an den Hals. „Ich werde dir zeigen, wer …“

Die Hand, die an seinem Haar zerrte, verwandelte seinen Redefluss in ein wütendes Brüllen. Er schlug mit den Fäusten um sich, während sie versuchte, ihn von hinten zu umklammern. Die beiden kämpften verbissen gegeneinander und kümmerten sich nicht im Geringsten um die anderen, die sich langsam erhoben. Da flog die Eingangstür auf. Die dicke Frau, die noch immer davor lag, wurde einfach beiseite gedrückt.

„Alles auf den Boden!“, brüllte jemand mit befehlsgewohnter Stimme. Eine dunkle Masse vermummter Gestalten quoll in den Raum der Bankfiliale. Außer mir sanken sämtliche Anwesenden wieder nach unten, auch die Kassiererin ver-schwand hinterm Schaltertisch. Lediglich das Pärchen rollte über den Boden.

In meiner Hosentasche vibrierte das Handy. Mein Schock hatte sich inzwischen soweit gelöst, dass ich den linken Arm bewegen und das Telefon aus der Jacken-tasche fischen konnte. Vom anderen Ende meldete sich die Stimme meiner Frau.

„Hast du das Geld schon überwiesen?“, fragte sie.

„Nein.“

„Unsere Onlineverbindung steht trotzdem wieder, warum auch immer. Ich könnte die Überweisung von hier aus tätigen.“

„Gut.“

„Du hörst dich komisch an.“

„Ja?“

„Was ist das für ein Lärm? Viel Betrieb bei der Bank?“

„Nicht der Rede wert. Jetzt kann ich ja gehen.“

Das Gespräch hatte die Starre in mir endgültig gelöst. Niemand achtete auf mich, da das brüllende und herumwütende Pärchen alle Aufmerksamkeit auf sich zog, und der Mauervorsprung schirmte mich von den unmittelbaren Ereignissen ab. Rasch öffnete ich die Notausgangstür, verließ die Filiale und steuerte das Café auf der gegenüberliegenden Straßenseite an.

Durch die Scheibe konnte ich sehen, wie das Pärchen in Handschellen aus der Bank geführt wurde. Allerdings hatten die Polizisten Schwerstarbeit zu ver-richten. Die beiden traten pausenlos um sich, stießen mit den Köpfen zu als hätten sie Stierhörner, und ihre Körper wanden sich wie Aale. Es war nur nicht zu erkennen, ob sie noch immer gegeneinander oder gemeinsam, Seite an Seite, gegen ihre Verhaftung ankämpften.

„Einen Iris Coffee, bitte“, antwortete ich auf die Frage der Kellnerin.

Dem ersten folgten noch einige weitere im Laufe der vielen Stunden, in denen ich mich nicht von der Stelle rührte. Das Cafe hatte bis Mitternacht geöffnet. Erst danach war der Tag endgültig überstanden.